Murkelbühne: Angekommen

„Heute hier, morgen dort…“, sang der hauseigene JEDERMANN-Aktionschor gegen Ende des dreitägigen Spektakels, das zum einen die Abschlussveranstaltung der 18. Murkebühnenspielzeit war, zum anderen aber die Inbesitznahme des neuen Domizil in der Greifswalder Straße 88 feierte.

Irgendwie war der alte Hannes-Wader-Song ja auch programmatisch.

Nachdem die Pankower Bezirkspolitik beschlossen hatte, dass das Jugendkulturzentrum Eliashof in der Senefelderstraße wieder eine Schule werden sollte, begann eine zweijährige Suche nach einer neuen Spiel- und Arbeitsstätte. Das „Theater unter dem Dach“ im Thälmannpark, das „Interkulturelle Haus“ in der Schönfließer Straße, die ehemalige Musikschule in der Pappelallee… – das, was aus dem Bezirksamt an Vorschlägen kam, hatte weder Hand noch Fuß, und so wurde für die Murkelbühne aus der Raum- eine Existenzfrage.


„Wir haben aber auch nie aufgehört, selbst zu suchen“, erzählt Matthias Kubusch. Und so wurde man durch den Hinweis eines Vaters der Murkelbühnenkinder schließlich fündig: Im Wedding. In der Usedomer Straße gibt es ein ehemaliges Busdepot – und das stand leer.

Doch die Verhandlungen zogen sich hin. Die BVG war wohl nicht abgeneigt, konnte aber offenbar nicht ohne das Placet der zuständigen Senatsverwaltung entscheiden. Es zeichnete sich ab, dass vor den Wahlen im September nichts mehr laufen würde. Matthias Kubusch: „Wir haben aber parallel immer weiter gesucht, in den Immobilienteilen von Zeitungen,

im Internet – überall.“ Doch entweder waren die Räumlich-
keiten passend – aber die Miete nicht bezahlbar, oder aber aber es gab bei moderaten Mietforderungen Ungeeignetes an Raum und Lage.
Doch dann ein Volltreffer: Die Betreiberin eines privaten Gesundheitszentrums in der Greifswalder Straße 88 wollte ihr Geschäft aufgeben, musste aber den Mietvertrag weiter bedienen. Die Murkelbühne stieg ein. Anfang Juni war der Umzug – und noch längst ist am neuen Domizil nicht alles gerichtet.
Was aber steht, sind Bühne, Garderobe und Probenraum. Genug um zu arbeiten; genug, um zu spielen.

So war der Auftakt vom Wochenende eben auch erst ein „theatralischen Richtfest“, bei dem an zwei Tagen die Kurs-
teilnehmer der Murkelbühne Collagen zum Spielzeitmotto „Geben und Nehmen“ aufführten.
Entstanden waren sie noch am alten Ort, beim immerwiederkehrenden Improvisieren bei Baulärm, Staub, und der lang anhaltenden Ungewissheit, wo und wann und ob überhaupt ein neuer Platz gefunden werden würde.

Am dritten Tag gratulierte „Prenzlkasper“ Christian Bahrmann, Gefährte aus dem einstigen Kulturzentum Eliashof, mit einer Aufführung, und das Straßentheater „Die Königskinder“ – ebenfalls der Murkelbühne eng verbunden – spielte das Stück „Vom kleinen König, der ein Kind kriegen mußte“
Und als zum Abschluss des „Richtfestes“ der JEDERMANN-Aktionschor vor das Publikum trat (einzige Voraussetzung für eine Mitgliedschaft: Singen zu wollen, ohne es zu können), brachte er zum Schluss auf Wunsch des des Prinzipals zusammen mit ihm den Agitprop-Klassiker „Der rote Wedding marschiert“ (Text: Erich Weinert, Musik: Hanns Eisler) zu Gehör. Möglicherweise eine dezente Anspielung darauf, dass Matthias Kubisch das Busdepot in der Usedomer Straße noch immer irgendwie im Hinterkopf hat: Als zweite, größere Spielstätte…

 

Übrigens: Wer ebenfalls völlig unmusikalisch ist und dennoch den Drang nach Gesang verspürt – der JEDERMANN-Aktionschor sucht noch Mitsänger jeglichen Alters.

Anmeldung beim Kinder & JugendTheater MURKELBÜHNE e.V.,
Greifswalder Straße 88
10409 Berlin-Prenzlauer Berg
Telefon (030) 448 33 54
e-mail info@murkelbuehne.de

 

 

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